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Mit Schirm, Charme und Kanone / Maxim (6 Seiten) / 2007

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Mit Schirm, Charme und Kanone
Geiselbefreiung, Waffenkunde, Verhalten beim Gala-Dinner. In Potsdam bereitet Deutschlands härteste Bodyguard-Schule zukünftige Personenschützer auf den Einsatz vor. Denn das Böse kann jederzeit zuschlagen – wie auch MAXIM erfahren musste.
Foto: Günther Menn
Das uniformierte Kommando nähert sich fast geräuschlos, mit gezogenen Waffen und jede Deckung ausnutzend, dem vierstöckigen Gebäude am Rand des Waldes. Bis zur Wende war das hier eine NVA-Kaserne. Jetzt ist in der ehemaligen Soldatenunterkunft, eine Autostunde von Potsdam entfernt, eine Geisel versteckt. Eine junge Frau. Seit vier Tagen leidet sie schon in den Händen der Kidnapper. Irgendwo im dritten Stock dieser Ruine mit eingeschlagenen Fenstern und maroden Treppen ohne Geländer. Geisel- und Geldübergabe sollen nach dem Willen der Kidnapper gleichzeitig stattfinden. An verschiedenen Orten. Dieses Kommando, das „A-Team“, hat den Auftrag, die Frau unversehrt in Sicherheit zu bringen. Das „B-Team“ soll ein paar Kilometer entfernt das Lösegeld übergeben. Die sechs Geiselbefreier – fünf Männer und eine Frau im Alter von 25 bis 35 Jahren – tragen alle Codenamen: Uniform, Hotel, Bravo, Oscar,
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Foxtrott, India. Und alle haben denselben Traum: Sie wollen Bodyguards werden. In den letzten Tagen waren die angehenden Personenschützer, die kurz vor dem Diplom stehen, im Dauereinsatz. Ein, zwei Stunden Schlaf pro Tag waren schon viel. Ausbilder Mario, 33, ein Fremdenlegionär mit einschlägiger Kriegserfahrung, und Sergej, 44, Ex-Elitesoldat aus der Ukraine, haben sie täglich im Antiterrorkampf (ATK) gedrillt. Sie sind nachts 17 Kilometer durch den Wald gerannt und haben sich über eine Spezialsturmbahn gequält, die einen so hohen Schwierigkeitsgrad hat, dass weder Polizei noch Bundeswehr ihre Sondereinheiten drüberschicken. Sie haben gelernt, wie sie Sprengfallen und Briefbomben erkennen, wie sie aus dem fahrenden Auto hechten. Sie wissen jetzt, wie sie sich bei einem Gala-Dinner benehmen und wie sie mit einem Verletzten auf der Schulter trotzdem noch den tödlichen Schuss abgeben können. Sie haben sich aus Häusern abgeseilt und mit Gasmaske auf dem Kopf durch dunkle Bunker geschlagen. Immer wieder wurden sie hinterrücks von Terroristen und Killern überfallen. Einer schnellte sogar aus dem Kinderwagen.
Ab durch die Hölle
„Es gibt keinen in der Truppe, der keine Blessuren hat“, erklärt Foxtrott, 27, Türsteher von Beruf und mit zwei Metern und 110 Kilo der Imposanteste von allen Azubis. „Wenig Essen, kaum Pausen, Fernsehen, Internet, Alkohol – alles streng verboten. So stell ich mir ein
Guerilla-Ausbildungscamp vor.“ Uniform, 29, Stabsunteroffizier mit Einsatzerfahrung im Kosovo, führt die Geiselbefreiungs-Truppe an. Dem trainierten Mann mit Glatze, dünnem Bärtchen und Gasmaske am Gürtel stehen trotz der kalten Temperaturen Schweißperlen auf der Stirn. „Das hier ist das Verrückteste und Faszinierendste, was ich bisher auf dem Sicherheitssektor erlebt habe“, flüstert er. „Mir kommt es vor, als ob ich in einem riesigen Open-Air-Theaterspektakel mitspiele. Aber es macht Sinn. Denn das alles hier kann für einen Bodyguard ganz schnell Realität werden. Die Schweine da drinnen haben unsere Schutzperson geklaut, und wir holen sie uns jetzt wieder.“ Uniform ist als „Kanonenfutter“ eingeteilt. Als Frontmann muss er zuerst das Gebäude betreten und sich an der Spitze des Kommandos weiter durch die Flure und Zimmer vorarbeiten: „Wenn es knallt, gehe ich als Erster vor die Hunde. Das ist Fakt.“

Plätzlich knallt es. Die Entführer haben im Eingang eine Sehne gespannt. Uniform hat sie nicht entdeckt. Das große Obstglas, das von der Sehne gehalten wurde, zerplatzt am Boden. Die ganze Gruppe wirft sich in den Staub. „Scheibenkleister“, zischt Uniform. Er weiß ganz genau – wäre das Glas eine Bombe, hätte er gerade seinen letzten Atemzug getan. Und ein paar Kameraden auch. „Unschöner Gedanke“, sagt er und rappelt sich auf. Weiter geht es, hoch in den dritten Stock, wo die Geisel sein soll. Adrenalin pocht im Hals jedes Einzelnen der Antiterror-Truppe. Ein paarmal zerschellt noch etwas,
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ertönt schaurige Musik oder kracht ein Chinaböller. „Eine Geisterbahn ist nichts dagegen“, flüstert Uniform, während er sich im Schein der Taschenlampe den Weg durch das zugige Geisterhaus bahnt. Plötzlich stockt ihm der Atem. „Da hinten ist etwas“, flüstert er. „Es hat eine Flinte. Es sieht gar nicht gut aus.“
Treffen mit dem Teufel
Es trägt Tarnjacke, Teufelsmaske und ein Maschinengewehr in der linken Armbeuge. Es steht in der Ecke eines nach Schimmel und Schwierigkeiten stinkenden Raumes mit vergitterten Fenstern. Mit der rechten Hand hält der vermeintliche Gangster die Geisel umschlungen. Die verängstigte Frau ist in eine Decke gehüllt. An ihrem Hals blitzt eine Pistole auf. „Die Waffen weg. Nur einer kommt rein. Sehe ich einen zweiten Mann, bricht hier das Inferno los“, droht der Teufel. Er zückt sein Handy und telefoniert in einer fremden Sprache mit seinen Komplizen.
Uniform betritt schwitzend den Raum. „Alles klar. Wir tun, was sie verlangen. Wir wollen nur die Frau abholen.“ „Ausziehen“, befiehlt der Teufel schroff. „Ich will deinen Oberkörper sehen.“ Uniform tut, was der Teufel verlangt. „Jetzt will ich einen zweiten Mann sehen“, poltert der Teufel. Nach einigem Zögern, die Kommunikation über die Ohrstöpsel funktioniert nicht so richtig, betritt Truppführer Hotel den Raum. Seine Pistole legt der Ex-Gebirgsjäger am Eingang ab. Der Teufel schubst die 24-jährige Studentin, die für 7,50 Euro die Stunde die
Geisel spielt, zu ihm rüber. Erleichtert fängt Hotel die zierliche Blondine mit dem verschmierten Make-up auf. „Game over. Neutralisieren“, schnauft der Teufel, legt das MG aufs Fensterbrett und zieht sich die rote Maske runter. „Das war ziemlich lasch, Leute. Ihr wart zu langsam, seid in jede Falle getappt. Ihr sollt keine Gefahr für die Geisel sein, ihr sollt sie heil herausholen. Kapiert endlich: Ein guter Bodyguard zu sein bedeutet viel mehr als im schwulen Anzug, mit schmalzigem Haar und schwarzem Knopf im Ohr auf Mister Wichtig zu machen. Vergesst niemals: Eure stärkste Waffe sitzt zwischen den Ohren. Kluge Leute nennen sie Gehirn.“
Kommandeur und Regisseur
Der Teufel heißt Horst Pomplun, Codename „Papa“. Der beleibte 60-Jährige sieht aus wie eine Mischung aus Roger Moore, Horst Schimanski und Bud Spencer, entstammt einem alten Adelsgeschlecht (sein Urgroßvater war Chef der kaiserlichen Leibgarde), war mal bei einer Spezialeinheit der Berliner Polizei gewesen und ist heute als Betreiber von Deutschlands bester und kuriosester Bodyguard-Akademie Kommandeur, Regisseur und Drillsergeant in Personalunion.
„Eine fundiertere, vielschichtigere Personenschutzausbildung gibt es im Umkreis von 1000 Kilometern nicht. Für mich ist Papa eine lebende Legende“, sagt Rekrut Uniform am nächsten Morgen. „Er hat schon alles erlebt. Alles gesehen. Und was er von uns verlangt, hat er auch
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selber noch drauf. Wie ein guter Fußballtrainer.“
Zwei Süchte beherrschen das Leben des wortgewaltigen, äußerst strengen, jedoch auch sehr humorvollen Mannes, den seine Schüler nur mit „Sir“ oder eben „Papa“ ansprechen, der arabische Palastwachen ausgebildet hat und noch immer Stars, Scheichs, Prinzessinnen, Botschafter und Staatspräsidenten beschützt: „Coca-Cola light trinken und Bodyguards ausbilden.“ Ein Leben ohne, so Pomplun, könne er sich nicht vorstellen. Pomplun lebt den Beruf Bodyguard, oft zum Leidwesen seiner Ehefrau, 24 Stunden am Tag. Sieben Tage die Woche. Annähernd 365 Tage im Jahr. Unentwegt feilt er an neuen Inszenierungen, die möglichst realitätsnah sein sollen. Und das, obwohl er sich längst ein Leben ganz ohne Arbeit leisten, das frühe Alter auf seinen Luxusanwesen im Sonnenstaat Florida oder am Berliner Wannsee genießen könnte. Doch der füllige Vollbartträger winkt ab: „Die Langeweile würde mich killen. Ich brauche Leute, denen ich Beine machen kann.“
Rauchender Colt und kühler Kopf
Die Kommandozentrale des Personenschutz-Camps ist eine Gründerzeitvilla in allerbester Potsdamer Lage. Codename Kantine, unweit von den Anwesen der Jauchs und Joops. Bis zur Wende saß hier die KGB-Zentrale Deutschlands. Pomplun und seine in Polen geborene Frau Ewa – ebenfalls Personenschützerin, Codename Zulu – haben die von den blaublütigen Vorfahren geerbte, auf rund vier
Millionen Euro taxierte Villa zur Minikaserne umgestaltet. Im Dachgeschoss sind Mannschaftsunterkünfte und Schulungsräume. Im Keller ist der Schießstand. Das Grundstück rund ums Haus dient als Kasernenhof, Appell- und Exerzierplatz. Seit 1994 produziert das eigenwillige Ehepaar in Deutschlands einziger privater Sicherheitsakademie mit bewaffneter Personenschutz-Ausbildung Bodyguards wie am Fließband. Die Ausbildung wird seit einigen Jahren vom Arbeitsamt unterstützt. Auch der Berufsförderungsdienst (BFD) der Bundeswehr bezahlt Soldaten die Umschulung zum Bodyguard. Und sogar Potsdams Industrie- und Handelskammer erkennt das Potsdamer Personenschutz-Diplom per Zertifikat an. Sechs Module mit insgesamt 1100 Stunden umschließt die Ausbildung, bei der es immer wieder plötzliche, fantasiereiche Wechsel zwischen Theorie und Praxis gibt. „Ein Bodyguard muss immer mit allem rechnen“, erklärt „Papa“ Pomplun im Fach Gesetzeskunde oben im Schulungsraum. „Vorhersehen, verhindern, verduften“, laute die Devise: „Bodyguards haben weder die Aufgabe zu töten noch zu sterben. Aber es ist immer noch gesünder zu töten, als zu sterben. Für sie selbst und für die Schutzperson. Also, wenn der Kopf kühl ist, darf der Colt ruhig rauchen.“ Für jedes Modul bezahlen die Personenschutz-Kadetten gut 1000 Euro. In sechs bis acht Monaten können sie es für den Gesamtpreis von 6450 Euro zum Titel „Staatlich geprüfter Personenschützer“ oder „Meister für Schutz und Sicherheit“ bringen. 100 ist die Maximalpunktzahl, die ein Azubi pro Modul
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erreichen kann. Wer keine 50 schafft, fällt durch, darf jedoch den Lehrgang auf eigene Kosten wiederholen. Bislang haben rund 1600 Frauen und Männer aus Deutschland und aus fast allen Staaten Europas sowie einigen Ländern Amerikas und Afrikas Pompluns Leibwächter-Diplom verliehen bekommen. Insgesamt haben rund 8000 Bodyguard-Aspiranten an mindestens einem Modul teilgenommen. Kürzlich war sogar eine Delegation aus China da. Die wollen Sicherheitskräfte für die Olympischen Spiele 2008 von Pomplun ausbilden lassen.
Ein Mix aus Bootcamp und Benimmschule
„Pausen, geregelte Mahlzeiten, Freizeitgestaltung sind während der Module Fremdwörter. Eine der wichtigsten Trainingseinheiten ist Schlafentzug“, erklärt Horst Pomplun. „Denn bei Einsätzen ist es durchaus normal, dass Personenschützer mehrere Tage am Stück und rund um die Uhr voll da sein müssen. Egal, ob der Job irgendwo im rauen Afghanistan oder im schönen Aschaffenburg ist. Das macht keinen Unterschied.“
Physische und psychische Belastbarkeit, Gesetzeskunde, Waffenrecht, Spezialschießtraining, Antiterrorkampf, Observation, Abseilen, Objekt- und Gefährdungsanalyse, Orientierung im Gelände, Fahrtraining, Springen und Schießen aus fahrenden Wagen, Häuserkampf, Teamverhalten und Benimmregeln und Etikette – all das wird durchexerziert und benotet. „Es herrscht eine starke Nachfrage
nach Personenschützern mit Schirm, Charme und Kanone“, referiert Pomplun feixend an seine Rekruten gewandt. „Machos, Rambos und Faschos sollten lieber Friedhofsgärtner bleiben.“ Viele der zwölf Azubis (zehn Männer und zwei Frauen) dieses sechsten Moduls waren bei der Bundeswehr, einige sind arbeitslos, zwei sind Türsteher und wollen sich beruflich verbessern. Sie kommen aus Brandenburg und Bayern, Sachsen-Anhalt, Hamburg und Berlin. Der Älteste ist 48, der Jüngste 24. „Gegen das hier ist die Bundeswehr ein Kindergarten. Du musst immer mit einem Überfall auf deine Schutzperson rechnen.
Jeder Penner im Park, jeder Kellner in der Kneipe kann der Killer sein. In jeder Cola- oder Nudeldose kann der Sprengsatz versteckt sein“, erklärt Yankee, ein Grenadier, den die Bundeswehr nicht weiterbeschäftigen will, der aber die Umschulung zum bewaffneten Bodyguard von seinem Dienstherrn bezahlt bekommt. Bodyguard für Manager oder Diplomaten, sagt Yankee, sei sein „Traumberuf“, „die Königsdisziplin aller Sicherheitsjobs“: „Ich kann mir keinen besseren Beruf vorstellen. Man kommt herum, hat eine echte Aufgabe mit großer Verantwortung und verdient dabei ganz gut. Ich will das Modul mit Note 2, mit über 80 Punkten abschließen. Je höher die Punktzahl, desto größere Chancen habe ich bei der Berufsbewerbung. Ein gutes Diplom von Papa öffnet auf jeden Fall viele Türen.“
Der 26-Jährige – schmales Gesicht, raspelkurzes Haar, nur 60 Kilogramm schwer und der Kleinste der Truppe – ist heute
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„Diensthabender vom Tag“ (DvT). Als solcher gibt er die Tagesparole aus, bestimmt Sanitäter und Fahrer. Er ist verantwortlich für den geordneten Dienstablauf der Truppe. Und er bekommt auch den Anschiss, wenn etwas nicht klappt. Der Job des DvTs beginnt und endet mit der allmorgendlichen Fahnenparade vor der Potsdamer Gründerzeitvilla, die stets durch Freddy Quinns Soldatenhymne „Hundert Mann und ein Befehl“ via Kassettenrekorder musikalisch begleitet wird: „Irgendwo im fremden Land ziehen wir durch Stein und Sand, fern von zu Haus und vogelfrei, hundert Mann und ich bin dabei ...“ Die Rekruten singen den Text mit, während sie im Stillgestanden verharren und die deutsche Flagge vor der hellgelb gestrichenen Gründerzeitvilla gehisst wird. Auf der Straße vor dem Haus fahren derweil Touristenbusse ganz langsam vorbei, die Insassen fotografieren, was das Zeug hält, oder drücken sich an der Scheibe die Nase breit.
„Die Sicherheitsakademie ist eine Mixtur aus Bootcamp und Benimmschule“, sagt Whisky, 24, verschmitztes Jungengesicht, ebenfalls Ex-Soldat. „Vor allem Disziplin, Durchsetzungswillen, Selbstvertrauen wird einem hier antrainiert.“ Sein Selbstvertrauen läuft jedoch gerade auf Sparflamme. Denn vorhin hat sich ein Schuss aus seiner Waffe gelöst. Einfach so. Aus Unachtsamkeit, sagt er. Doch darauf steht die Höchststrafe. Auch für Whisky, der im Umgang mit der Waffe bislang zu den besten des Moduls gehörte. „War nur Schreckschussmunition“, wiegelt Whisky ab. „Trotzdem werde ich in
den Fächern Waffenkunde und Schießtraining nun volle null Punkte kriegen. Das hat Papa mir schon geflüstert. Er ist da knallhart.“
Einsatz am Potsdamer Platz
Und knallhart geht es weiter: eine Vier-Kilometer-Runde mit Robb-Einlagen um den Heiligensee in Potsdam. Bei Gasalarm im Keller die nur mit einem Slip bekleidete Schutzperson aus der Sauna evakuieren und wiederbeleben. Mit Gasmaske und verbundenen Augen zwei Colts auf Zeit auseinandernehmen und wieder zusammenbauen. Nahkampf beim gar nicht zimperlichen Ukrainer Sergej. Streife gehen um das Ausbildungslager.
Dann endlich kriegt Whisky mal wieder zwei Stunden Schlaf am Stück. „Augen zu und durch“, sagt er und ist sofort weg. Er liegt mit Klamotten im Bett. Damit er beim nächsten Alarm nicht so viel Zeit mit Anziehen verliert.
Schwarze Limousinen und schöne Frauen. Die Dame, die in dieser Nacht die Schutzperson spielt, möchte um 23.00 Uhr noch den Potsdamer Platz in Berlin-Mitte besuchen. Ein bisschen Flanieren und eine Kleinigkeit essen. „Alarmstart“, befiehlt DvT Tango: „Anzüge anziehen. Funk checken. In fünf Minuten auf Position.“ Uniform, Juliet und Bravo werden als „Vorauskommando“ eingeteilt. Sie werfen sich Zivilklamotten über und preschen los. „Die Lage am Potsdamer Platz sondieren“, erklärt Uniform. „Verdeckte Gesprächsaufklärung betreiben. Es könnte doch sein, dass dort gerade irgendwelche Leute
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randalieren oder die Straßen durch einen Unfall verstopft sind. Es ist unsere Aufgabe, das schnell und präzise zu checken.“
Zwei schwarze Jeeps und zwei gepanzerte Limousinen verlassen die Minikaserne in Potsdam. In Keilformation geht es über die Stadtautobahn nach Berlin. „Das Fahren in Formation sieht gar nicht mal so schlecht aus“, kommentiert Horst Pomplun, der es sich neben der mal wieder ziemlich attraktiven Schutzperson im 600er Mercedes bequem gemacht hat. Auch das Aussteigen am Potsdamer Platz klappt wie am Schnürchen. Sogar beim Spaziergang wird die Schutzperson fast perfekt abgeschirmt. Einige Passanten fragen die Männer im dunklen Anzug, wer sie denn sei. „Gucken Sie morgen RTL Exklusiv“, lautet die Standardantwort der Personenschützer.
Bevor die 24-Jährige das Restaurant betritt, haben Uniform, Hotel und Oscar es schon gecheckt. Sie wissen, dass es eine hausinterne Alarmanlage gibt, wo die Notausgänge sind und die Feuerlöscher hängen, wie es mit der Hygiene in der Damentoilette aussieht – sogar, wie viele Glühbirnen die Deckenlampen besitzen und mit welcher Wattzahl sie das Restaurant beleuchten. Sie wissen auch, dass ein Kellner heute seinen ersten Arbeitstag hat. „Den werde ich besonders im Auge behalten“, sagt Uniform. „Papa“ Pomplun lehnt sich derweil zurück. Er bestellt für die Schutzperson und sich Steaks und Salat. Als Getränk wählt sie einen Wein, er natürlich Cola light.
„Und, wie fühlst du dich?“, fragt Deutschlands bester BodyguardAusbilder die Studentin. „Absolut sicher“, antwortet sie.
„Das freut mich“, sagt Horst Pomplun. „Meine Leute haben heute ausnahmsweise ihre stärkste Waffe eingeschaltet. Das Hirn. Nach über 1000 Stunden Training wurde es auch endlich mal Zeit.“.